Schimmelpilzbildung mag bei Lebensmitteln teilweise erwünscht sein – zum Beispiel bei einem Edelschimmelpilz-Käse oder bestimmten Schinken-Arten. In den heimischen vier Wänden ist er jedoch nie gerne gesehen. Schimmel im Haus ist nicht immer sichtbar, kann aber im schlimmsten Fall erhebliche gesundheitliche Schäden mit sich bringen. Deshalb ist es wichtig, bei bestimmen Räumen den Taupunkt zu überwachen. Mit dem richtigen Hintergrundwissen kann man Schimmel im Haus vorbeugen oder zumindest abschwächen.
Wie entsteht Schimmel?
In der Natur gibt es sogenannte Schimmelsporen. Das sind kleinste organische Bestandteile, die dazu führen, dass sich Schimmelpilze überhaupt fortpflanzen können. Ein geringer Anteil von Schimmelsporen befindet sich immer in der Luft und das ist auch normal. Draußen sind es etwa 2.000 Sporen pro Kubikmeter Luft. Durch Türen und Fenster gelangen diese ins Haus. Hier entscheiden nun die Gegebenheiten, ob es zur Entstehung von Schimmelpilzen kommt oder nicht. Prinzipiell ist das Wachstum abhängig von folgenden Faktoren: Der Art der Oberfläche, dem PH-Wert, der Temperatur der Luft, der relativen Luftfeuchte und dem Anteil von Sauerstoff in der Luft.
Günstige Voraussetzung für Schimmelpilzbildung
Generell bedarf es zur Entstehung von Schimmel einer organischen Oberfläche, die mindestens 80% Luftfeuchte aufweist. In der Raumluft an sich wird es ab einem Wert von 70-75% relativer Luftfeuchte kritisch. Bei der Temperatur ist der Schimmelpilz nahezu „flexibel“: je nach Art kann Schimmel ab 0 Grad entstehen, vorzugsweise sind hohe Temperaturen jedoch vorteilhafter für Schimmelbildung. Der optimale PH-Wert für die Fortpflanzung der Schimmelpilze liegt bei 4-5. Um Schimmel in den Räumen vorzubeugen, kann es helfen, die Ursachen dafür zu verstehen. Auch Staunässe und schlechte Belüfung – gerade in Zimmerecken und hinter Möbeln – begünstigen das Schimmelwachstum zusätzlich.
Ausschlaggebender Wert: Der Taupunkt
Als Taupunkt bezeichnet man den Moment, an dem Luft eine relative Feuchte von 100% annimmt. Wird die Taupunkttemperatur unterschritten kann die Luft kein Wasser mehr aufnehmen und der Aggregatzustand verändert sich von gasförmig zu flüssig. Dies erkennt man an kondensierendem Wasser, welches sich vor allem an der Innenseite von Außenwänden, Fenstern und an der Decke absetzt. Besonders im Winter ist dieser Vorgang verstärkt zu beobachten. Das liegt daran, dass die Außentemperatur die Außenwände des Gebäudes stark abkühlt, so dass die Raumtemperatur am Fenster oder an eben den Wänden erheblich absinkt. Je tiefer die Temperatur ist, desto weniger Feuchtigkeit kann die Luft in diesem Bereich aufnehmen und durch die hohe Wasserdampfsättigung der Luft entsteht Kondensation an den Oberflächen. Deswegen gilt: je höher die Raumtemperatur, desto höher der Taupunkt. Je niedriger die Luftfeuchte des Raumes, desto niedriger der Taupunkt. Für beide Fakten gilt also, dass sich Kondenswasser erst später bilden wird. Beispielsweise bildet sich bei einer Raumtemperatur von 22 °C und einer relativen Luftfeuchte von 65 % bereits bei einer Wand- bzw. Fenstertemperatur von 15.2 °C Kondenswasser.
Messgerät mit Warnfunktion bei Erreichendes Taupunkts — ©Jürgen Fälchle | Fotolia
Das Ziel bei Schimmelbekämpfung: Taupunkttemperatur verschieben
Umso später der Taupunkt eintritt, desto später sammelt sich Wasser an den Wänden. Das verzögert gleichzeitig die Schimmelbildung, denn Wasser erhöht beständig die Luftfeuchte und begünstigt damit die Entstehung von Schimmel an den Wänden. Eine Grundvoraussetzung für die Beeinflussung des Taupunktes ist die Dämmung der Außenwände. Sie sorgt dafür, dass kalte Außentemperaturen nicht nach Innen gelangen, verhindert das Absinken der Temperatur an den Innenwänden und verzögert den Taupunkt. Baumängel, wie Risse oder Löcher in der Dämmung oder Wasser im Mauerwerk lassen Wände schneller feucht werden.
So schnell kann es gehen: Schäden im Mauerwerk können der Auslöser sein. — ©ivan kmi | Fotolia
Richtig lüften und heizen
Um den Taupunkt zu verzögern, ist es wichtig die Temperatur und die Luftfeuchte der Räume optimal zu halten. Das kann unter anderem durch den Austausch der Innenluft erreicht werden. Dafür sollten Räume, besonders im Winter, kurz aber stark gelüftet werden. Die trockene Winterluft gelangt in den Raum und die Luftfeuchte sinkt. Optimalerweise bewegt sich die Luftfeuchte zwischen 55 und 65%. Wichtig beim Lüften ist jedoch das Stoßlüften: Mit angekippten Fenstern dauert der Luftaustausch um ein Vielfaches länger – in dieser langen Zeit kühlen die Wände ab und beim anschließenden Heizen entsteht der bereits erklärte Temperaturunterschied. Der Taupunkt tritt früher ein. Hier kann auch die Temperatur der Räume helfen: Sie sollte, nur um Energiekosten zu sparen, keinesfalls dauerhaft zu niedrig sein. Temperaturen zwischen 22 und 25 Grad Celsius sorgen über einen langen Zeitraum dafür, dass die Wände relativ warm bleiben, wodurch die Luft länger Wasser aufnehmen kann und dieses nicht an der Oberfläche kondensieren muss. Ein moderner Ansatz ist auch der Einbau von Fensterheizungen. Damit werden die Fenster durch einen Heizdraht in der Fensterlaibung wärmer gehalten und Schimmelbildung an diesen Stellen verhindert.
Kleine Tipps im Alltag um Schimmel zu vorzubeugen
Die Küche und das Bad sind besonders anfällig für zu hohe Luftfeuchte. Durch Duschen und Baden, sowie Kochen und Wäschewaschen wird viel Feuchtigkeit an die Luft abgegeben. Deswegen empfiehlt es sich, nach dem Kochen, der Zeit im Bad und nach dem Waschen stets gut zu lüften, um die relative Luftfeuchte zu senken. Für eine konkrete Beobachtung der Werte gibt es außerdem die Taupunkttabelle. Hier wird die Temperatur an der Wand, in der Luft sowie die relative Luftfeuchte gemessen und anhand der Tabelle der Taupunkt bestimmt und abgelesen.
Bildnachweis Titelbild: Fenster mit Schimmel: ©GChristo | Fotolia